Konzertbericht Sahrauis
Cafe ADA, Wiesenstr 6, Wuppertal 21.9.2000
Tänze und Lieder der Westsahara
Hateitum Lebed - Gesang, Tanz
Bouba Han - Gesang, Tanz
Tofu El Ouali - Tanz, Gesang
Tarba Bibo - Drum
Nayim Alal - Gitarre
Westdeutschen Zeitung,
26.9.2000, von Ole Schmidt
Ein Hauch von Orient wehte für kurze Zeit durch das nassgraueWuppertal:
Auf Einladung des Vereins Talklang gastierte die Formation El Ouali im Bergischen
Land. Mit Musik und Tanz aus der Westsahara nahm das Quintett die Anwesenden
im vollbesetzten Café Ada an der Wiesenstraße mit auf eine sinnesfreudige
Reise in die Lebenswelt der Sahrauis, einem kleinen Wüstenvolk aus dem
Norden Afrikas.
Die etwa 200 000 Nomaden sind gezwungen, seit der Besetzung ihres an Bodenschätzen
reichen Wüstenlandes durch Marokko in Flüchtlingslagern zu leben.
Dass die fünf Musiker überhaupt auftreten konnten, lag am persöhnlichen
Engagemant von Veranstalter Uli Armbruster, nachdem der Bundesgrenzschutz
den Musikern die Einreise zunächst verweigert hatte. Ein nachdenklich
stimmendes Zeichen im Zuge der Debatte um ein offenes, tolerantes Deutschland.
Die starke Position der Frau bei den Sahrauis - ein Novum im gesamten Maghreb
- spiegelte sich auch im Bandgefüge wieder: Während vier Frauen
mit Percussion, Klatschen und Zungenakrobatik die Rhythmusssektion bildeten,
bediente Nayim Alal, der einzige Mann, die Gitarre.
Kurioserweise spielte er auf einer mit zusätzlichen Stegen versehenen
E-Gitarre an Stelle der traditionellen Tidinit.Neben der Gitarre setzten die
in traditionelle Gewändern auftretenden Sahrauis Solo- und mehrstimmigen
Gesang in Hassania, einem arabischen Dialekt, für die Melodien ein.
Der Einfluss des Kampfes um staatliche Souveranität, die Bedeutung der
Befreiungsbewegung Frente Polisario und die Sehnsucht nach Freiheit klangen
deutlich in ihren Texten an. Die Musik der Sahrauis, karg und reduziert wie
die Lebensbedingungen in der Wüste, löste Begeisterungsstürme
bei dem auf Stühlen und auf dem Boden sitzenden Publikum aus.
Kurzinformation zu den Sahrauis:
Vor 25 Jahren brach der Konflikt um die Westsahara aus, in dessen Verlauf
Marokko das an Bodenschätzen reiche Wüstenland besetzte. Seitdem
überleben die Sahrauis (Tuaregs) in Flüchtlingslagern in der erbarmungslosen
und lebensfeindlichen algerischen Wüste, direkt an der Grenze zur Westsahara.
Der Befreiungskrieg der Frente Polisario, die jahrelang mit Pferden und Kamelen
gegen Panzer kämpften, wurde auf die diplomatische Ebene verlagert. Das
von der UN anberaumte Referendum über eine freie Westsahara wird seit
10 Jahren von Marokko immer wieder verzögert.
Vor zwei Jahren unternahm ein spanisches Plattenlabel mit mobilem Aufnahmestudio eine Expedition zu den vier Flüchtlingslagern. Die Aufnahmen authentischer sahrauischer Musik sind in einer aufwendigen Kassette mit drei CD's und einem höchst informativen Buch veröffentlicht. Erstmals sind die musikalischen Schätze dieses stolzen Volkes mit nomadischer Tradition zu hören. Der Einfluß des jahrelangen Kampfes sowie die Sehnsucht nach Freiheit spiegeln sich in ihren Liedern deutlich wieder.
Im Frühjahr diesen Jahres veranstalteten die Sahrauis ein Musikfestival
in dem Lager Es Semara. Ein Bericht
und Fotos sind im Internet unter www.talklang.de zu finden.Wir
freuen uns, die herausragende Gruppe EL OUALI beim einzigen Konzert in NRW
vorstellen zu können.In
Zusammenarbeit mit Kulturbüro der Stadt Wuppertal, Stadtsparkasse Wuppertal,
Cafe ADA, Funkhaus Europa und dem Museum für Völkerkunde Hamburg.